Toni: Lou, ich flehe dich an. Er hat in dir einen Helden gesehen. - Lou: Was ist denn dein Plan, Toni? - Das Gehirn lugte aus dem Riss heraus. - Gehirn: Ja, Toni? Was für einen wahnsinnig brillanten Plan hast du jetzt schon wieder?
Sah er eine Gruppe harmloser Kraniche nach Getreidekörnern picken, verwandelten sie sich für ihn in Velociraptoren in Tanzgewändern. Eine Herde Kühe muhte nicht, sondern performte meditativen und friedvollen Kehlkopfgesang. Sterne am Nachthimmel waren die mondlichtreflektierenden Augen einer Population überdimensionaler Allkatzen, die interessiert das große Schauspiel der Erdbewohner beobachteten, als wäre es eine gigantische Musical-Inszenierung.
Vielleicht käme auch eine geschmacklose Millionärsfamilie auf die Idee, Elvin als Belustigung für Ihre verzogenen Gören zu kaufen, und würde ihn, sobald das Interesse an ihm abgeklungen war, unangeleint an einer Autobahn aussetzen.
Wenn es darum ging, Ihr Aussehen, Ihre Familie oder Ihre Bekanntschaften zur Manipulation oder Diskriminierung anderer Tiere einzusetzen, war Robin skrupellos. Verfielen die ihres Erachtens nach Unwürdigen ihrer Schönheit und ihrem Charme, verwandelten sie sich für die Hirschkuh in lebendige Spielzeuge.
Stuften andere Waldbewohner die Strömung des Waldflusses als zu gefährlich ein, ruderte Lou bereits auf einem großen Stück Rinde stehend gegen sie. Mit einem selbstgebauten Paddel drosch er einfach so lange auf den Fluss ein, bis sich dieser ergab und Lou passieren ließ. Orte im Wald und in sich selbst zu erobern, die dem Großteil der übrigen Fauna zu gefährlich vorkamen, gefiel Lou.
Die knochenweißen Zähne des Luchses, seine orange lodernden Augen und das dämonische Fauchen waren zu viel für Lous überlastete Synapsen. Mit einem gutturalen Angstschrei stürmte er auf das Raubtier zu, sprang in dessen Gesicht, kratzte ihm die Augen aus und hörte damit erst auf, als der Luchs zu Boden fiel.
Dementsprechend logisch schien es Wally also ohne großes Gewese Sallys, Nallys, Hallys und Tallys Nabelschnüre durchzukauen und die vier zu verspeisen, nachdem sie erstickt waren. Von den zusätzlichen Kalorien erhoffte sich Wally einen nützlichen pränatalen Wachstumsschub.
In Wally begann ein chronischer Schwellbrand zu glühen. Jede noch so kleine Unachtsamkeit ihr gegenüber konnte zum entscheidenden Luftzug werden, der daraus eine waschechte Explosion machte. In der Folgezeit passierte das, wie eingangs beschrieben, tatsächlich übermäßig oft und immer wenn es passierte, hatte es für Wally die gleiche Konsequenz – ihre Eltern schickten sie in die Grube.
Etwas Sonderliches geschah. Tonis Gedankenfeuerwerk, das er so lange unterdrückt hatte, zündete plötzlich wieder. Nur explodierten keine Ideen und Träume mehr. Stattdessen flogen vollautomatisch großkalibrige Projektile aus Zweifeln, Ängsten und Unsicherheiten kreuz und quer.
Beim Anblick des jugendlichen Raubtieres wurde dem Esel sofort sterbensbang. Umgehend schnappte er sich das Gehirn, schleuderte es wieder auf seinen Rücken und flüchtete in die Nacht. Verschreckt blieb Toni stehen.
In Gepardentempo jagte der Dachs die vier anderen durch das abweisende Gelände seines Waldstückes. Hindernisse kündigte er rechtzeitig mit den passenden Kommandos an. - Lou: Schienbeinbrechende Wurzeln voraus. SPRINGT! - Alle sprangen. Robin verfluchte das Waldstück, Toni hatte Angst davor, das Gehirn entspannte sich auf Elvins Rücken und Elvin selbst hatte Schwierigkeiten den Anschluss nicht zu verlieren.
Edelmütig sprang der Dachs freiwillig in das Wasserloch und ging mit platzierten Krallenhieben und Bissen gegen die geladenen Fische vor, wich den schmerzhaften Stromschlägen der Aale elegant aus und verteidigte die vier anderen so lange aufopferungsvoll, bis diese sich aus dem Tümpel befreiten.
Elvin: Wie wär‘s, wenn wir ein riesiges Nilpferd aus Holz bauen, uns darin verstecken und uns über den Seeweg an die Wölfe heranpirschen? Wenn Sie das gigantische Nilpferd sehen, erschrecken sie sich, wir springen heraus und schlachten sie wie die Hydra? - Der Esel war wieder in einer Welt unterwegs, die nicht die der anderen war.
Alle warteten angespannt auf den entscheidenden Tick, der eine Prügelei lostreten würde. Stattdessen überraschte sie etwas anderes. Jemand weinte. Jemand, den sie bislang noch nicht weinen gehört hatten. Die Zankäpfel drehten sich um und sahen das Gehirn. In Tonis Armen.
Obwohl es nur ein paar Tage nicht mehr hier gewesen war, fühlte es sich an, als käme es nach einer Weltreise zurück nach Hause. Mit einem Finger fuhr es über die unbenutzte Schaltzentrale und drehte vorsichtig an einigen Knöpfen. Alles war erstaunlich sauber. Als hätte jemand aufgeräumt. Außerdem roch es gut. Nach Flieder.
Drei ungeduldig schmatzende Mäuler warteten. Mit zusammengeballten Fäusten ging Toni allein auf die Schreckensgestalten zu, die sich zu vernichtender Dunkelheit aufgetürmt hatten. Unbeirrbar trat der kleine Tausendsassa vor sie und streckte ihnen furchtlos seine geöffneten Pfoten entgegen.